Tash-Horseexperience
Bodenarbeit Clickertraining

vom Lernen und Lehren

Zugegeben, ich hab etwas Zeit gebraucht, um meine Ponys überhaupt erst verstehen zu wollen. Irgendwie wächst man mit Pferden auf und nimmt alles immer viel zu selbstverständlich. Mein erstes Pferd konnte immerhin schon alles, was ich erst lernen musste. Ob dies nun die Anlehnung am äußeren Zügel war, die Reaktion auf feinste Schenkel-Hilfen, oder höhere Lektionen wie Traversalen in allen Gangarten, Hinterhandwendungen, Galoppwechsel,… Die Liste könnte wohl endlos weiter geführt werden. Dass es neben dem Reiten auch noch ein „drum herum“ gab, war einfach selbstverständlich und ja, man wächst mit der Zeit eben so rein. An Erläuterungen des wie und warum aber, fehlt es meist komplett.
So lernte ich erst nach und nach (zum Teil auch erst vor ein, zwei Jahren), warum man Pferde mit Sporen reitet, wofür Sporen eigentlich da sind,…? Wisst ihr um den eigentlichen Nutzen von Sporen? Dies sind nämlich nicht dazu da, das Pferd noch mehr anzutreiben sondern dienen eigentlich der Aktivierung von Muskeln, welche wiederum deswegen aktiviert werden, um die Rückenmuskulatur zu entlasten und zu stärken (so die Kurzfassung).
Oder ein anderes Thema: Kennt ihr die unterschiedlichen Lerntheorien und deren Bedeutung/Wirkung? Ala positive / negative Strafe, positive / negative Verstärkung? Solltet ihr aber. Denn ohne das Wissen darum, werdet ihr kein Pferd gerecht und erfolgreich ausbilden können. Ach ja, ihr habt es im Blut… alles klar.
Euer Pferd macht wohl auch deswegen brav mit, weil ihr ja die Leitstute / der Leithengst der Herde seid, hm? Überlegen wir hier mal weiter. Was, wenn das Pferd aber einfach klug genug ist, eure menschlichen Bewegungen deuten zu lernen und dem entsprechend reagiert? Weil es einfach ein soziales, friedliches Tier ist. Nein, das geht zu weit, gell? 😉 Das Pferd wird uns doch wohl nicht überlegen sein. Keines Falls, das gibt es nicht. Eben doch.
Dem entsprechend gilt es etwas umzudenken und von der Weisheit „Überlegenheit ist alles“ abzurücken und uns etwas mehr auf unsere fairen, gleichberechtigenden (tolles Wort :D) Fähigkeiten zu besinnen. Man muss nicht alles und jeden dominieren, um erfolgreich zu sein. Erst die Zusammenarbeit von Partnern ermöglicht schier Unmögliches.  Ergänzt um faire und motivierende Ausbildungswege und die Fähigkeit, sich einiger Maßen in den Partner Pferd hinein zu versetzen, ergeben sich ganz neue (zudem erfreuliche) Möglichkeiten.
So habe ich mich im letzten Jahr sehr stark mit positiver Verstärkung und deren Wirkung beschäftigt. Viele von euch denken jetzt bereits an den Clicker und damit verbundene Vorurteile wie „das sind doch nur Spielereien“, „Warum soll ich mein Pferd mit Leckerlis vollstopfen?“, „Ich will doch, dass mein Pferd wegen mir mitarbeitet und nicht deswegen, weil es mit Zuckerl belohnt wird!“. Keine Sorge, derer Vorurteile bekomme ich zur Genüge an den Kopf geknallt. Aber (und jetzt kommts), welch ein Wunder, manchmal brauchts gar kein Leckerli. Und ist es nicht die Motivation an sich, was uns selbst am Leben erhält? Wir arbeiten für Geld. Das ist unsere Motivation am Arbeitsplatz. Ihr würdet also genau so gerne jeden Tag früh aufstehen, eure Arbeit verrichten, ohne dafür einen Cent zu sehen? Ohne manchmal vom Chef die wohltuenden Worte „sehr gut gemacht“ zu hören? Genau. Eben nicht. Warum aber seid ihr dann der Meinung, wir könnten von unseren Tieren genau das verlangen?
Zum Punkt. Was der Clicker mir beigebracht hat, ist das punktgenaue Markieren von erwünschtem Verhalten des Herrn Pony (sind wir ja doch manchmal etwas träge in unserer Reaktion). Ein Beispiel: Ich will, dass er die Hinterhand zu mir bewegt. Gebe ich ihm das dafür bereits gelernte Zeichen und er wendet mir die Hinterhand zu, kann ich genau diesen Moment mit einem „Click“ festhalten und ihn dafür belohnen. Der Herr also merkt sich „ah, das war jetzt richtig“ und wird genau das wieder versuchen, führe ich die eben gezeigte Bewegung aus. Und, wie spannend, ich muss ihm nicht erst mit diversen Druckmitteln beibringen, eben diese Bewegung zu zeigen. (Verglichen mit Parellis Methode: Er nutzt das Weichen des Drucks für diese Übung, setzt also zB den Stick auf der gegenüberliegenden Kruppe ein, verstärkt deren Wirkung, bis das Pferd eine Weichbewegung, in diesem Fall eben auf uns zu, ausführt. Als Belohnung gibts eine Pause).
Mit dem Clicker erarbeite ich diese Bewegung folgend: Erst fasse ich kurz mit der flachen Hand an seine rechte Flanke, neben der ich auch stehe. Während dieser Berührung Klicke ich und biete sofort ein Leckerli an. Dies wiederhole ich ein paar Mal. Dann halte ich die Hand etwa einen cm von der Flanke entfernt und halte still. Nach einigem Überlegen wird sich die Flanke etwas in die Richtung unserer Hand bewegen und „Click!“. Wieder gleich ein Leckerli um zu bestätigen, dass die Reaktion richtig war. So baue ich das immer weiter aus, so dass jetzt ein gut positionierter Tashi-Körper mit etwas Verlagerung nach hinten reicht, um die Hinterhand zum Folgen zu bewegen.
Hier bekommt man nicht nur ein besseres Gefühl für den eigenen Körper und die exakte Ausführung von Bewegungen, man hat auch gemeinsam Spaß und Erfolg. Sei dies nun beim Folgen eines Targets, beim fließenden Antworten auf Bewegungen oder beim Erlernen von Kunststücken. Wir haben so mittlerweile sogar Traversalen erarbeitet. Erfreulicher Weise lässt sich das Ganze sogar in den Sattel mitnehmen und Kommandos werden nach einiger Zeit feiner, die Reaktion erfolgt prompter.
Kommt das Pferd dann auch noch auf eigene Ideen und stellt diese zur Schau, wird der Spaß zur riesigen Freude. Was mir besonders gefällt, ist es, zu sehen dass Herr Pony oftmals richtig stolz darauf ist, wenn er richtig reagiert und verstanden hat. Sein Lerntempo verblüfft mich immer wieder. Dass ich jetzt in der Lage bin, ihn dabei motivierend zu unterstützen und wir sogar mit der Freiarbeit ein schönes Stückchen weiter kommen, erfüllt mich zugegeben mit Stolz.
Und hierzu nochmal die Fotos der lieben Ulli, welche im März bei einem Spontan-Shooting entstanden sind:

 

 

 Zugegeben, Höflichkeitstraining steht bei uns nicht an erster Stelle 😉
… wie man auch hier gut sieht 😉 Zunge im Beutel ist nicht optimal.
 Der spanische Gruß funktioniert sowohl beim Antippen,..
 … als auch von Vorne mit Beinchenheben meinerseits,…
… und lässt sich nach etwas Übung auch vom Rücken aus abfragen 🙂
 Hinterbein heben in Perfektion 😀
Auch das „komm her“ kann man Pferden durchaus beibringen 😀
Vertrauen und Motivation
 Stimmen Vertrauen und Motivation, läuft Freund Pferd mit uns mit,…
Freiarbeit, Clickertraining
 … folgt unseren Bewegungen (wie etwa Richtungswechsel),..
Lernen und Lehren, Pferdetraining
… und ist auch in höheren Gangarten gerne gemeinsam mit uns unterwegs 😀
Hach, ich liebe diese Bilder 😀 Irgendwann (hoffentlich bald) gibts mal ein Video, das uns bei der Arbeit (oder besser bei erfüllter gemeinsamer Zeit) zeigt.
Liebe Grüße und genießt das Wochenende!!
Tash

 

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5 Comments

  • Reply
    Mia Raasch
    at

    Moin Tash,
    vielen Dank für diesen tollen Bericht und diese so sensiblen Fotos.
    Ehrlich, ich lese diesen Blog so gerne, weil er mich immer wieder in eine so schöne und harmonische Welt versetzt.
    Bis denn Mia ;))

  • Reply
    pfridolinpferd
    at

    Mia hat recht 🙂

    LG
    dein Pfridolin

    P.S.: Ich liebe das Profilbild von Herrn Pony und dir 🙂

  • Reply
    Tash
    at

    Danke euch beiden 😀 Und ja, ich genieße die Zeit mit dem Herrn, er ist was ganz besonderes und ich bin froh, dass ich ihn meinen Freund nennen darf 🙂

  • Reply
    Sonny - einfach Ich
    at

    Das sind tolle Bilder geworden! Ja, wie du weißt, habe ich auch etwas gebraucht bis ich mein Pony angefangen habe zu verstehen. Aber in der Ruhe liegt die Kraft und so werde ich immer ruhiger wenn er saurer wird.

  • Reply
    Tash
    at

    Hey Sonny 🙂 In der Ruhe liegt die Kraft ist das absolut passendste für die Pferd-Mensch Beziehung! Ganz liebe Grüße an euch!!

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