„Bist du echt?“ – „Frag mein Pferd…“

Ich bin ein ehrlicher, aber auch sehr direkter Mensch. Das mag viele andere Menschen irritieren. Die heutige Gesellschaft, so scheint es, geht davon aus, dass ein Mensch immer noch was hinterm Rücken versteckt, oder etwas von anderen einsammelt, um das Erhaschte gegen den anderen und für sich einzusetzen.

Warum aber ist das so? Weshalb erwarten Menschen immer Hinterhältiges und Trügerisches? Warum ist es so seltsam und schwer zu glauben, dass man einem „echten“ Menschen gegenüber steht, wenn man auf  (zB) mich trifft?

In der so beliebten digitalen Welt traut man dem Anderen noch weniger über den Weg. Jeder drückt an seiner Senftube (bitte von hinten drücken, damit die Tube auch restentleert werden kann), der Umgangston ist rau. Wer mich kennt, weiß, dass ich immer nur dann was sage, wenn es auch tatsächlich etwas zu sagen gibt. Das wiederum kommt dann von Herzen und ist genau so gemeint, wie ich es sage. Schräge Vorstellung, oder? :O

Wenn ich dann die von anderen eingesammelten, hinterm Rücken versteckten Habseligkeiten gegen mich gerichtet sehe, bin ich diejenige, die irritiert ist. Weil ich einfach irgendwie nicht glauben kann, dann man sogar eigentlich netten Menschen in kürzester Zeit Boshaftigkeit und Hinterhältigkeit anhaften kann. Aber ja, das funktioniert. Sehr gut sogar.

 

Lass dir deine Persönlichkeit nicht nehmen!

Nun heißt es, damit umgehen zu lernen. Dabei aber so selbstbewusst zu bleiben, sich nicht der Waffen des Gegenübers zu bedienen. Was aber tun? Einfach ignorieren? Das Gegenüber konfrontieren? In die Ecke gehen und weinen? Oder lieber doch aufstehen, Krönchen richten und mit einem Lächeln weiter machen. 🙂

Ich entscheide mich entweder für die Konfrontation oder das Lächeln. Die Konfrontation hängt von der Wertschätzung und Wichtigkeit der anzusprechenden Person ab. Sitzt die Enttäuschung tief, wende ich mich ohnehin ab. Das meist für immer. Deswegen aber das Lächeln verlieren? Dazu ist das Leben zu schön. Und zu kurz. Außerdem bekommt man Kopfschmerzen. Da ist mir das Einhorn am Wegrand doch um einiges lieber, geht euch ähnlich, hm? 🙂

Wer aber hinter die Fassade der Menschen linsen will, der muss dessen Pferd kennen lernen. Das Pferd wird immer ehrliche Antworten geben, da es keinen Hinterhalt kennt. Das Pferd wird dessen Menschen spiegeln, es wird euch ganz genau zeigen, mit welchem Menschen ihr es zu tun habt. Wenn ihr also mich, und ja, wirklich mich, kennen lernen wollt, trefft meine Pferde.

Dass Pferde wirklich ganz genau wissen, wie und was wir sind, könnt ihr auf Pfridolin Pferds Seite lesen. Na? Hättet ihr erwartet, wirklich so viele Details zu seiner Frau zu erfahren? Ich sag ja, sie wissen alles. Is so.

Das letzte Problem in der Beantwortung eurer Fragen, könntet dann ihr selbst darstellen. Um das Pferd lesen zu können, ist wohl auch etwas Aufrichtigkeit nötig. Das wiederum könnt ihr aber lernen, wenn ihr euch mit Pferden beschäftigt und in der Lage seid zu reflektieren. Was ich hier versprechen kann: Es tut der Seele gut, sich selbst zu hinterfragen und ehrliches Feedback zu erhalten.

Wer mich bereits im echten Leben kennen gelernt hat, weiß, dass ich gerne (gerade mit mir unbekannten Pferden) frei arbeite. Nur so bekomme ich das Feedback, das ich sehen will. Wie reagiert das Pferd auf mich? Wo liegt sein Fokus? Wie bewertet / mustert es mich? Schließt es sich mir an? Ignoriert es mich?  Das Kennenlernen ist immer eine sehr spannende Angelegenheit. Wenn ich es begrüße, wird es als erstes feststellen, dass ich ihm mit Höflichkeit begegne und es nicht in Bedrängnis bringen werde. Manche Pferde überrascht dieses Verhalten so sehr, dass sie neugierig auf mehr werden. Natürlich sagt mir das nichts über das Verhalten der Besitzer, aber es veranschaulicht sehr gut, wie Pferde auf uns reagieren 🙂

Eine Anekdote aus meinem Ponyleben ist hier vielleicht noch interessant. Spencer ist nun seit fast drei Jahren bei mir und war 6 Monate alt, als er bei uns ankam. Das niedliche Fohlen hat sich in meinen Kopf eingeprägt. So habe ich es verabsäumt, ihn als nunmehr 3jährigen ernst zu nehmen, als das was er ist. Nämlich kein Fohlen mehr. Er ist nicht mehr niedlich, er ist nicht mehr klein. Er will auch nicht mehr betüddelt werden. Was er will ist, dass ich ihn als „Person“ ernst nehme. Anerkenne, dass er ein eigenständiges Individuum ist, das eigene Ideen hat und auf erwachsenen Beinen steht.

Für mich gar nicht so einfach. Aber es funktioniert. Wenn ich ihn ernst nehme, nimmt er mich ernst. Auch eine Form von Respekt, die ich ihm lange Zeit verwehrt habe. Nicht bewusst und ungewollt, das ist klar. Dennoch wäre ich froh, ich hätte schon eher diese Weggabelung beschritten.

Was ich damit sagen will: Mit jedem Wesen, das wir treffen, treffen wir auf ganz eigenständige Persönlichkeiten. Mit Gefühlen, mit Gedanken, mit Aktionen und Reaktionen. Bevor wir also jemanden in eine Schublade stecken und ihn bewerten, sollten wir uns immer erst in unser Gegenüber einfühlen und dessen Meinung ernst nehmen. Nicht immer stehen wir selbst im Vordergrund. Manchmal kann man sich auch zurück nehmen, einen Teil des Throns frei machen für das Krönchen des anderen.

 

P.S. Bevor ihr über mich urteilt, besucht mich und lernt mich kennen. Am besten auch gleich meine Pferde.