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Clickertraining
Clickertraining

Erfahrungsbericht: Mein Besuch bei einer Wattebauschwerferin

Das Schreiben und die Präsenz im Internet hat manchmal Nachteile. Viele Menschen nutzen soziale Plattformen (wobei sozial hier oftmals sehr der Ironie des Schicksals unterliegt), um ihren Unmut gutzutun, mitzuteilen, was eigentlich niemand hören will und andere klein zu reden. Auch das war kurz Thema meines Treffens mit Ann-Christin von ponyliebe.com.

Wir Schreiberlinge tüfteln an interessanten, oftmals hoffentlich hilfreichen, Beiträgen, öffnen unser Herz und unsere Seele für die Allgemeinheit mit dem Bewusstsein, dass es hie und da Menschen gibt, die nichts anderes im Sinn haben, als andere klein zu machen.

Dann aber gibt es eben auch die andere Seite des Blattes, man lernt liebe Menschen kennen, die ein offenes, warmes Herz besitzen. Man bemerkt, dass es ausserhalb der sicheren Ponyhofmauern, oftmals weit entfernt Herzen gibt, die ähnlich schlagen, wie das eigene. Erst beobachtet man sich, später kommt man ins Gespräch, irgendwann empfindet man Sympathien für den Anderen, oder eben auch nicht.

 

Clickertraining

Bild: Ponyliebe

Menschen, die man mögen muss

Ann-Christin und ihre Texte strahlten mir immer schon mit viel positiver Energie, einer Leichtigkeit, wie ich sie bisher von niemand Anderem gelesen habe und sehr reflektiert entgegen. Sowas tut schon generell mal gut. Da dies dazu noch Eigenschaften sind, die ich selbst nicht besitze, war und bin ich wohl umso mehr davon beeindruckt.

Seit mehr als einem Jahr sind wir nun in uns gegenseitig lesender Weise, in mal mehr oder weniger chattender Unterhaltungen, aber irgendwie immer fördernder und Unterstützender Einstellung miteinander in Kontakt. Überlegt und sowieso irgendwann vor gehabt, uns zu treffen, haben wir schon länger. Nun war es, sogar halbwegs spontan (zumindest die Entscheidung betreffend) so weit.

Ich packte ein paar warme Klamotten in mein Auto, bewaffnete mich mit meinem Reisepass, den wir Österreicher ja derzeit für die Einreise nach Deutschland benötigen (wie verdreht ist unsere Welt eigentlich im Moment?) und machte mich zur etwa 3 Stündigen Fahrt zu Ann-Christin auf. Bestückt war ich mit Vorfreude auf unsere Gespräche, aber auch die geplante Clicker-Einheit mit der Isländer Stute Rán.

 

Mein erstes Mal!

An dieser Stelle sollte ich vielleicht erzählen, dass dies sogar mein erstes Treffen mit überhaupt einer „Clicker-Tante“ war. Hier in meiner Gegend bin ich ein Exot, was meine Einstellung zum Pferdetraining betrifft. Hier clickert niemand, dafür belächelt man mich des Öfteren. Eine Tatsache, mit der ich mittlerweile sehr gut umgehen kann. Manchmal aber war mir – zugegeben – mein geclickere schon auch peinlich. Dies allerdings eher zu Zeiten, in denen ich selbst noch nicht so recht wusste, was ich da eigentlich tat und die ständigen negativ behafteten Fragereien satt hatte.

Zurück zu Ann-Christin und Rán. Bei Ann-Christin angekommen, wurde ich sofort, wie erwartet, sehr herzlich empfangen und es wurde auf die Sekunde losgeschnattert. Danke an dieser Stelle auch an Ann-Christins Freund, für die lecker Sachen vom Bäcker! 😀 Mein Gefühl, dass wir (damit meine ich nicht den Bäcker oder den Freund) uns auch in einem persönlichen Treffen gut verstehen würden, hat sich sofort bestätigt.

Wir haben uns über Vergangenes, Erlebtes, die Zukunft und eventuell statt findende gemeinsame Projekte unterhalten. Und hier nochmal was zum Nachdenken. Ein Punkt, den wir besprochen hatten, stimmt mich traurig. Clickertraining wird immer noch rein mit Zirkuslektionen verbunden. Wenn ein Pferd also nicht auf Kommando steigen kann, oder sich neben uns ablegt, wenn wir das wünschen, kann es vermeintlich nichts. Liebe Leute, Clickertraining kann so viel mehr! Es kann die gesamte Pferdeausbildung begleiten und unseren Pferden das Lernen erleichtern. Beeindruckende Zirkustricks sind nur ein ganz kleiner Teil des Ganzen. Und ich meine wirklich klein. Klitzeklein.

 

Lohooooos gehts!

Irgendwann dann wurden Möhren geschnippelt und wir machten uns auf den Weg zum Pony. Schon beim Ankommen, war ich beeindruckt von dem, was ich sah. Rán freute sich über den herannahenden Besuch. Damit ist Ann-Christin gemeint, mich hat das liebe Pony erst mal lieber einfach ignoriert. Ok… Kurz hatte ich ihre Aufmerksamkeit. Bin ja auch nicht doof und hab sie mit Keksen begrüßt. 😀

Besonders schön fand ich, wie das Pony behandelt wird. Da gibts keinen Überfall, kein Gezerre an Stricken oder Geschubse am Pferd. Hier fragt der Mensch freundlich an, ob das Pony einverstanden ist (An dieser Stelle dürft ihr euch mein freudig hüpfendes Herz bildlich vorstellen.). Rán wird eingeladen, auf den Putzplatz zu kommen, wird gefragt, ob sie das Halfter anziehen will und sie wird vorsichtig gebürstet, weil man respektiert, dass ihr die Fellpflege auf eine ruhige und sanfte Art lieber ist, als hastiges Rubbeln.

Rán beantwortet diesen Umgang mit ebenso sanften Bewegungen und folgt freiwillig und ohne Strick auf den Roundpen, an welchem unsere Clickereinheit stattfinden soll. Hier konnte ich also ein motiviertes, neugieriges Pony beobachten, das seinem Menschen gerne folgt, weil es weiß, dass nichts Negatives passieren wird.

 

Clickertraining

Bild: Ponyliebe

Diesen Blick wollten wir – und wir haben ihn bekommen! 😀

Clickertraining und seine Tücken

Bei der „Arbeit“ setzte Frau Rán erstmal ein etwas ungeduldig anmutendes Gesicht auf, war aber von Anfang an total bei der Sache und: Woaaaaaahhhhh, wie schnell versteht dieses Pony eigentlich?! Als sich im Laufe der Übungen Ann-Christins Fokus veränderte und Rán dadurch mehr persönlichen Freiraum gewann, veränderte sich auch das gestresste Gesicht, die Ohren spielten aufmerksam, die Nüstern entspannten mehr und mehr.

Und wieder hat sich gezeigt, wie wichtig unsere Körpersprache im Zusammensein mit Pferden ist. Das Handwerk kann noch so gut sein. Wenn wir mit unserem Körper was anderes ausdrücken, als wir es mit unseren Kommandos tun, verunsichern wir unser Pferd. Wir selbst sind nicht klar in unserer Aussage, das Erarbeiten von Lektionen gestaltet sich schwierig.

 

Niemand ist fehlerlos, ich sowieso nicht…

Nehmen wir als Beispiel das gemeinsame Gehen im Schritt. Wir bitten das Pferd, uns zu folgen bzw. uns zu begleiten. Wandert unser Blick dann hin zum Pferd und setzt sich dort fest, üben wir unbewusst Druck aus und zeigen uns unsicher. Das Pferd gerät in einen Stresszustand und fühlt sich eigentlich unwohl dabei, uns zu begleiten. Ändern wir unseren Fokus und unseren Blick aber nach vorne, auf unseren Weg, zeigt das, dass wir wissen wohin wir wollen. Das Pferd kann uns folgen und ebenso sicher sein, dass wir wissen was wir tun.

Diesen Fehler habe ich lange bei Spencer gemacht. Ich hab mich immer wieder daran orientiert, wo hinter mir am Strick er sich gerade befindet. Dies hat ihn wiederum verunsichert. Unsere Spaziergänge waren geprägt von trotzigen Stehpausen. Diese Stehpausen aber fanden nicht aus Trotz statt, wie ich es empfand, es war reine Unsicherheit. Unsicherheit in sich selbst und Unsicherheit in meine Qualität als führende Person. Ich machte auf den Kleinen den Eindruck, als wäre ich selbst nicht überzeugt davon, dass wir gut daran tun, diesen Weg zu wandern. Also musste ich mich zusammen nehmen, an Gänseblümchen denken, nach vorne sehen und meinen Fokus weg vom Pony, eben nach vorne ausrichten, um glaubwürdig zu werden.

Alles in allem, glaube ich, sowohl Ann-Christin, als auch ich, und die liebe Rán hatten einen lehrreichen Tag. Auch allerdings hat es gerade Ann-Christin und mich auch bestätigt, dass wir uns auf dem richtigen Weg befinden und unsere Sache so schlecht nicht machen. Das tut auch mal gut!

 

Hier gehts zu Ann-Christins Blog –> Ponyliebe.com
P.S. dort findet ihr allerlei Tipps rund ums Clickertraining

Vielen Dank an euch Beide, dass ich bei euch sein durfte! <3

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