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Natural Horsemanship, Clickertraining
Clickertraining Training mit alternativen Ansätzen

Clickern und Horsemanship: Warum es nicht auf die Methode ankommt!

Viele werden sich wundern, manche werden sich freuen. Heute schreibt Nadja von verstehepferde.de für uns. Mir ist bewusst, dass die Tatsache, dass eine Natural Horsemanship Trainerin für einen Clickerblog schreibt, für viele von euch verwunderlich ist. Ich persönlich danke Nadja für ihre ehrlichen Worte und ihre Einschätzung. Kein Training ist per se schlecht. Keines ist per se das beste.

Nadja schreibt seit drei Jahren auf verstehepferde.de über Horsemanship in Theorie und Praxis. Sie arbeitet als Trainerin für Mensch und Pferd und wird in diesem Jahr ihr erstes Buch veröffentlichen, das im Pepper Verlag erscheint.

 

Nadja von verstehepferde.de über das Clickertraining und warum es nicht auf die Methode ankommen sollte: 

 

Ich, überzeugte Seilchenschwingerin, schreibe einen Gastbeitrag für Tanja, überzeugte Wattebauschwerferin. Mein Thema:

Clickern und Horsemanship 

Anderer Ansatz, aber auch besser?

Was ich schon immer mal sagen wollte: Mich nervt das Sendungsbewusstsein vieler Clickermenschen. Die Selbstverständlichkeit, mit der sie meinen, den einzig „pferdegerechten“ Trainingsansatz gefunden zu haben und die Selbstverständlichkeit, mit der sie meinen, andere bekehren und belehren zu müssen. Jene, die nicht clickern oder positiv verstärken, landen dann sofort in der Schublade der bösen Druckmacher und von dort ist der Weg zu Schmerz, Zwang und Gewalt schnell beschritten. Weil beim Clickern das Pferd immer freiwillig und ohne Zwang mitmacht und alles frei entscheiden darf. Und weil der überzeugte Clickerer das toll findet, müssen alle anderen Pferdemenschen das auch tun. Ich würde mir wünschen, dass die Gemeinschaft der „positiven Verstärker“ aufhört, sich über das zu definieren, was sie nicht sind: „negative Verstärker“.

 

Ist „schlecht reden“ wirklich sinnvoll? Von anderen Wegen:

Statt die vermeintlichen Schwächen eines anderen Ausbildungswegs zu diskutieren, wie wäre es, die eigenen Stärken in den Vordergrund zu stellen und über die Vorzüge dieses Weges zu berichten? Ich bin es leid zu lesen, dass alle, die Druck im Pferdetraining machen, Anhänger der Dominanztheorie sind, dass die doch nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen veraltet ist und zwischen Pferd und Mensch keine Rangordnung existiert. Ich bin es auch leid, zum korrekten Pferdetraining (oder dessen Diskussion) fast einen Doktor in der Verhaltenswissenschaft und Lerntheorie zu brauchen. Viele Wege führen nach Rom und zum Pferd. Jedes Mensch-Pferd-Paar schlägt seinen eigenen ein.

 

Man kann überzeugen, ohne anzugreifen

Ich gehe denjenigen, den die Dorrance-Brüder in der Mitte des 20. Jahrhunderts vorgezeichnet haben und dem all jene folgen, die Horsemanship machen. Ich gehe ihn, weil er mich der Natur des Pferdes und seines Verständnisses so viel näher gebracht hat als alle anderen Möglichkeiten. Ich gehe ihn, weil ich sehe, wie sich Pferde zum Positiven verändern, die nach den Prinzipien des Horsemanships gearbeitet werden. Und ich gehe ihn, weil ich überzeugt bin, dass er dem Wesen des Pferdes am nächsten kommt und durch ihn der Mensch eine echte Partnerschaft mit dem Pferd aufbauen kann.

 

Unterschiede in den Prioritäten

Mit der Entscheidung für das Horsemanship habe ich mich – damals unbewusst, heute bewusst – gegen Clickertraining und positive Verstärkung entschieden. Für mich ist beides eine künstliche Art der Kommunikation, eine Art Retortentraining. Aus der Wissenschaft geboren, für die Wissenschaft gemacht. Aber mit wenig Bezug zum Wesen der Pferde. Für mich sind Motivation und Freiwilligkeit, also jene Größen, die im Clickertraining betont werden, nicht die wichtigsten Bausteine einer Partnerschaft mit dem Pferd. Für mich kommen Ruhe und Entspannung zuerst. Und die kann ich nach den Prinzipien des Horsemanships besser und leichter erreichen. Ich will nicht mit Futter arbeiten. Auch hier habe ich mich bewusst dagegen entschieden. Für mich ist Futter eine Störgröße in der Kommunikation. Ich weiß, dass ich dem Pferd vermutlich gute Manieren beibringen und das Clickern technisch meistern könnte. Aber das will ich nicht, weil für mich die Vorteile des Trainings mit Futter nicht die Vorteile des Trainings ohne Futter überwiegen.

 

Der eine Weg kann nicht für uns alle funktionieren!

Ich bin mir darüber im Klaren, dass ein futtergeiles Pferd beim Clickern genauso unerwünscht ist wie ein erlernt hilfloses beim Horsemanship-Training oder ein gerollkurtes nicht im Sinne der eigentlichen FN-Dressur ist. Jeder Ansatz bringt Vor- und Nachteile. Wir alle gewichten diese und entscheiden dann, was für uns und unser Pferd richtig erscheint. Und was für mich gut ist, mag für dich nicht funktionieren. Du magst dir jetzt die Haare raufen angesichts meiner Argumentation. Natürlich gibt es es für jedes Argument, was ich hier aufzähle, Gegenargumente. Aber für mich spielen die keine Rolle mehr. Ich habe sie gehört, abgewogen und für nicht überzeugend befunden.

 

Natural Horsemanship, Clickertraining

Foto: Nadja

Und deshalb ist das mein Weg

Ich habe hunderte, wenn nicht tausende von Pferden gesehen, die nach Horsemanship-Prinzipien ausgebildet wurden. Die Anhänger dieser Lehre gehen mittlerweile in die fünfte und sechste Generation. Das Fortbestehen dieser Tradition und deren Ergebnisse sind für mich so viel wichtiger als neueste wissenschaftliche Erkenntnisse. Ich habe Buck Brannaman vor ein paar Jahren einen Fünfjährigen am dritten Tag eines Seminars fliegende Galoppwechsel reiten sehen. Er hat das dem Pferd nicht antrainiert, er hat es einfach geschehen lassen. Für mich bringt diese Schule echte Horsemen, echte Pferdemenschen hervor. Und denen folge ich. Du magst zu einem ganz anderen Schluss kommen.

 

Lasst uns gemeinsam für das Gute wirken!

Unterm Strich haben wir doch alle das selbe Ziel: ein zufriedenes Pferd. Statt auf die Methoden zu schauen, mit denen wir zum Ziel kommen, schauen wir doch besser auf die Pferde selbst. Arbeitet das Pferd des Horsemanshiplers willig mit wachem Blick mit? Ist doch super! Entspannt das Clicker-Pferd zwischen den Aufgaben? Dann ist doch alles gut! Ich habe es schon mal geschrieben und ich tue es noch mal: Wir Pferdeleute brauchen mehr Toleranz und Akzeptanz untereinander. Vertrauen wir darauf, dass wir das Beste für unsere Pferde wollen, dass auch die anders Gesinnten in der Lage sind, sich eine Meinung zu bilden und nicht konvertiert werden müssen – egal, in welches Lager. Das Wissen, um ein Pferd pferdgerecht auszubilden, ist da. Jetzt liegt es an uns, es uns anzueignen und in die Tat umzusetzen. Egal, ob clickernderweise oder als Horsemanshipler.

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2 Comments

  • Reply
    Sandra Zangl
    at

    Zu deinem Zitat aus dem Blog: ….“Mit der Entscheidung für das Horsemanship habe ich mich – damals unbewusst, heute bewusst – gegen Clickertraining und positive Verstärkung entschieden. Für mich ist beides eine künstliche Art der Kommunikation, eine Art Retortentraining. Aus der Wissenschaft geboren, für die Wissenschaft gemacht.“ (Zitat Ende) ist es mir persönlich SEHR wichtig, etwas zu schreiben.
    Zuerst einmal: ich habe nichts gegen gutes Horsemanship, ich wende es auch selber bei meinen Pferden an, habe dazu Kurse besucht und ganz viele Bücher gelesen.
    Aber ich glaube auch: KEIN PFERD AUF DER WELT hat es sich freiwillig ausgesucht, für uns „Mätzchen“ und „Figürchen“ zu machen, vom Menschen damals in den Krieg getrieben worden zu sein um andere Länder zu erobern, als Statussymbol herzuhalten, als Zeitvertreib, als „Psychodoktor“ , als Farmwerkzeug oder als „Freizeitpferd“. Ich bin genau der selben Meinung, dass es in der Pferdeszene ganz grob an TOLERANZ fehlt aber mir fehlt noch etwas: ACHTUNG VOR DER SCHÖPFUNG PFERD! Man mag jetzt gläubig sein oder nicht, an Gott als Erschaffer glauben oder an Evolutionstherorie-völlig gleich. Was ich damit meine ist, meinem Pferd das eigentlich unfreiwillige Zusammensein mit dem Menschen so angenehm wie möglich zu machen. Das glaube ich ihm als Mensch schuldig zu sein, da ich die Verantwortung für das Tier trage! Da ich Pädagogin bin und mich aus rein beruflichen Gründen schon sehr viel mit dem Thema „Positives Verstärken“ auseinandergesetzt habe, kann ich beim Kind wie beim Pferd aus langjähriger Erfahrung erzählen, dass positives Verstärken zu einem besseren, längerfristigen und vor allem freudigeren Lernverhalten beiträgt. Positives Verstärken ist kein Produkt der Wissenschaft sondern unter anderem ein Produkt von HERZENSBILDUNG! <3 Ich brauche meinem Pferd bestimmt nicht ständig Leckerli´s reinzustecken damit es etwas für mich tut aber positives Verstärken kann auch ein überschwängliches von Herzen ehrlich gemeintes Lob und eine liebevolle Berührung/Kratzen an der Lieblingsstelle sein. Auch uns Menschen ist diese Art des Umganges lieber und ohne Pferde/Tiere vermenschlichen zu wollen: ich kann das aus Menschen- und Pferdesicht nur allzu gut nachvollziehen. „smile“-Emoticon
    Du magst vll während dem Training keine Leckerli´s geben, das ist vollkommen ok. Aber ich mag zB meinem Pferd nicht als ständige Belohnung "Ruhe von mir" geben, ich möchte, dass es seine Zeit gerne mit mir verbringt und nicht froh ist, wenn es vor mir seine Ruhe hat und ich endlich aufhöre es zB "anzuschauen" 🙂
    Wie auch immer man es hält ob Horsemanship oder Clickertraining – bitte niemals vergessen und ich zitiere jetzt mal aus dem kleinen Prinzen: "Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast." (Antoine de Saint-Exupéry)

  • Reply
    Gwenda
    at

    Die Idee eines Gastbeitrages einer Horsemanship-Liebhaberin auf einem Clickerblog finde ich eine sehr gute Idee. Da hätte viel Spannendes und Augenöffnendes bei herauskommen können.

    Leider lese ich hier nur relativ frustriert und dem Clickern gegenüber abwertend und sehr uninformiert klingende Vorwürfe. („Was ich schon immer mal sagen wollte: Mich nervt das Sendungsbewusstsein vieler Clickermenschen. Die Selbstverständlichkeit, mit der sie meinen, den einzig „pferdegerechten“ Trainingsansatz gefunden zu haben und die Selbstverständlichkeit, mit der sie meinen, andere bekehren und belehren zu müssen. “ – „Ich bin es leid zu lesen, dass alle, die Druck im Pferdetraining machen, Anhänger der Dominanztheorie sind, dass die doch nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen veraltet ist und zwischen Pferd und Mensch keine Rangordnung existiert. Ich bin es auch leid, zum korrekten Pferdetraining (oder dessen Diskussion) fast einen Doktor in der Verhaltenswissenschaft und Lerntheorie zu brauchen.“ – „Retortentraining“ – „mit wenig Bezug zum Wesen der Pferde“)

    Allein der letzte Absatz spiegelt das wieder, was in der Vorstellung versprochen wurde: Mehr Toleranz gegenüber anderen Arbeitsweisen. Im gesamten Rest des Beitrages stellt sich bei mir das Gefühl ein, die Autorin hätte nun die Chance ergriffen, einmal „alles gegen das Clickertraining loszuwerden, was sie schon immer einmal loswerden wollte“. Schade.

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