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Feine Hilfen im Pferdetraining
Bodenarbeit Training mit alternativen Ansätzen

Feine Hilfen: Nur auf leise Anfragen, erhältst du feine Antworten!

Ich habe mittlerweile mit vielen Pferden direkt zu tun. Ich konnte im letzen Jahr viele, sehr unterschiedliche Pferde kennen lernen. Nie ist mir eines begegnet, auf das die Aussage „der braucht eine harte Hand“ zutrifft.

Der von uns gewählte Weg, egal ob in der Ausbildung oder im täglichen Umgang, muss immer der sanfteste sein, der uns möglich ist. Wir Menschen neigen oft dazu, überzureagieren. Ob das nun aus der eigenen Nervosität, dem aufsteigenden Ärger über die eigene Unfähigkeit, oder eine misslungene Lektion im Training ist. Wir sind emotional, handeln oftmals aus dem Affekt. Haltet euch immer vor Augen: Ein Pferd will euch nicht ärgern. Oft versteht es euch einfach nicht, ist verspannt oder durch die Umgebung abgelenkt. Hier ist es an uns, die Situation zu analysieren, herauszufinden, wo das Problem liegt und einen zufriedenstellenden Weg aus dem Dilemma zu finden.

 

Nüchtern betrachtet: 

Die Sache ist die: Feine, sanfte Hilfen kannst du verstärken, wenn es nötig ist. Fährst du aber gleich mit vollem Programm auf, hast du keine Möglichkeit, aus der Härte wieder zurück in die Sanftheit zu gelangen. Das ist auch gleichzeitig dein Schlüssel zum Erfolg: Fragst du fein an, kann dein Pferd fein antworten. Da passt mal die Floskel „Wie man in den Wald hinein schreit, so schallt es zurück.“

Nehmen wir als Beispiel die Schenkelhilfe: Treten wir auf den Pferdebauch ein, wenn das Pferd im Schritt angehen will, wird es hoffentlich irgendwann richtig reagieren und losgehen. Es weiß nun, dass die richtige Antwort auf Tritte in den Bauch das losgehen im Schritt ist. Von nun an darfst du es aus vollem Herzen treten! Immer und immer fester. Wie man abgestumpfte Pferde wieder fein bekommt, erklärt Herzenspferd.

 

Feine Hilfen*

 

Wie sehen deine Schenkel Hilfen im Pferdetraining aus?

Oder du versuchst es anders: Ein leichter Schenkeldruck, ein Einatmen können deine schlagende Schenkelhilfe ersetzen. Wenn du es von Anfang an richtig machst. Einen leichten Schenkeldruck kannst du anfangs verstärken, wenn es nötig ist. Dein Pferd aber wird lernen, auf die leichteste deiner Hilfen ebenso leise zu antworten und mit dem erwünschten Losgehen im Schritt zu antworten.

 

Was machst du mit der Gerte?

Die Gertenhilfe am Boden. Du kannst von Anfang an auf den Boden schnalzen, oder deinem Pferd Raum und Zeit geben, ein leichtes Winken oder Zeigen mit der Gerte verstehen zu lernen und die gewünschte Antwort zu geben. Als hübschen Nebeneffekt wirst du ein motiviertes, schnell und gerne lernendes Pferd an der Seite haben.

 

Pferdige Emotionen wahrnehmen, mit feinen Hilfen arbeiten 

Wenn du einem ängstlichen Pferd mit deinen Hilfen noch mehr Angst machst, wandelt sich diese Angst in Panik. Panik wiederum ist unberechenbar.  Panik ist immer mit Stress verbunden. Ein gestresstes Pferd kann nicht lernen. Hier solltest du also extra sanft und geduldig sein.

Angst, Panik und Stress solltest du immer erkennen können und bestmöglichst nicht selbst in deinem Pferd auslösen. Schon gar nicht durch deine Hilfen und deinen Umgang mit dem Pferd. Wenn du in eine Situation gelangst, die diese Emotionen in deinem Pferd auslösen und selbst nicht in der Lage bist, aus dieser wieder heraus zu finden, solltest du dir unbedingt Hilfe in Form eines geeigneten Trainers holen, der gemeinsam mit dir und deinem Pferd arbeiten kann.

Feine Hilfen *

 

Aus der Praxis – so können feine Hilfen aussehen

Engpässe

Ein ängstliches Pferd, das Probleme damit hat, auf der einen Seite eine Bande (wie in der Reithalle) vorzufinden und auf der anderen Körperseite mich zu akzeptieren. Lieber immer ein bisschen nach hinten ausweiche, oder nach Vorne weg stürmen, um nicht Gefahr zu laufen, der bedrohlichen Situation nicht entkommen zu können. Ich begrenze das Pferd, vorerst aber mit größerem Abstand. Will es nach vorne weg stürmen, frage ich mit meiner Körperposition (an oder knapp vor der Schulter) an, ob es nicht doch bleiben kann. Fällt es zurück und will nach hinten ausweichen, lehne ich meinen Körper erst zurück, um es nach hinten zu begrenzen und in der Lage zu sein, ihm den Weg nach Vorne frei zu geben. Den Abstand zwischen mir und dem Pferd werde ich erst dann verringern, wenn es die bestehende Distanz problemlos akzeptieren kann. Einen Gertenzeig werde ich erst dann anwenden, wenn es auf die Anfragen durch meine Körperhaltung nicht in der Lage ist, eine Antwort zu finden.

 

Angehen an der Longe

Will ich, dass mein Pferd an der Longe aus dem Stand im Schritt in die von mir gewünschte Richtung los geht, muss ich einen Plan haben. Ich muss dem Pferd den Weg in die gewünschte Richtung freigeben, darf es also nicht mit meinem Körper oder anderweitig blockieren. Als Hilfe werde ich erst meine Körperhaltung und Körperstellung ändern, also die Schulter in Laufrichtung öffnen. Als nächsten Schritt, werde ich als Verlängerung der Schulter, meinen Arm in Laufrichtung ausstrecken, als ergänzende Vorwärtshilfe. Erst, wenn das Pferd hierauf nicht los geht, werde ich eine treibende Gertenhilfe einsetzen. Diese Hilfe wird ein Gertenzeig sein. Keines Falls aber gleich ein Schnalzen oder gar Touchieren des Pferdes.

 

Gemeinsames Rückwärts gehen

Auch das ist ein schönes Beispiel. Ich stehe an der Schulter meines Pferdes (in gleicher Blickrichtung) und möchte, dass es gemeinsam mit mir ein, zwei Tritte Rückwärts geht. Als erste Hilfe werde ich meinen Oberkörper leicht zurück lehnen, so als möchte ich rückwärts angehen. Wenn das Pferd darauf nicht reagiert, lege ich zusätzlich meine Hand an seine Brust. Hat das Pferd auch nur den Hauch einer Rückwärtsidee setze ich die Hilfen aus und lobe es. Bald wird das Pferd verstehen, dass die Hand auf der Brust und mein Zurücklehnen die Anfrage zum gemeinsamen Rückwärts gehen ist. In kürzester Zeit lernt es, auf mein Zurücklehnen mit rückwärts antreten zu antworten. Ganz ohne Gerte, ganz ohne wildem herumhüpfen oder Gertewedeln.

 

Natürlich sind das nur Beispiele. Das bedeutet nicht, dass ihr nun genau in meinem Stil mit euren Pferden arbeiten sollt oder könnt oder wollt. Ich möchte nur Ideen vermitteln und euch animieren, zu versuchen fein zu sein und immer feiner zu werden. Für euch und eure Pferde. Macht ja auch uns selbst mehr Spaß, wenn alles eine gewisse Leichtigkeit hat im Zusammensein mit unseren Vierbeinern.

 

Ganz wichtig für uns alle: 

Versucht, euch einen Plan zu machen, wie die Hilfe am Ende aussehen soll. Und beginnt immer genau mit dieser Hilfe anzufragen, um die gewünschte Antwort darauf zu erhalten. Je feiner ihr seid, desto feiner werden es eure Pferde werden.

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2 Comments

  • Reply
    Tina
    at

    Das ist wirklich ein schöner Beitrag! Der bekommt direkt ein Lesezeichen für meine ersten Reitstunden. Und die danach. Ich glaub, man kann sich das gar nicht oft genug in Erinnerung rufen!

    Liebe Grüße
    Tina

    • Reply
      Tanja
      at

      Huhu, liebe Tina!

      Ja, leider vergisst man das oft. Ich wünsch dir ganz viel Spaß bei deiner Reitstunde! Berichte dann! 😀

      Allerliebste Grüße, Tanja

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