Tash-Horseexperience
Bodenarbeit Clickertraining Training mit alternativen Ansätzen

Wenn dein Pferd dich denken hört…

Scheinbar sollen Pferde ja Meister der Telepathie sein. Dazu will ich euch heute eine kleine Geschichte erzählen.

Vor ein paar Wochen hat uns ja unser Freund Raudy, der Haflinger, verlassen und ist über die Regenbogenbrücke gewandert. Anfangs waren sowohl die Ponys als auch ich ziemlich verunsichert. Die Frage, ob Pferde bzw. Tiere trauern, kann ich ganz klar mit einem JA beantworten. Natürlich trauern auch Tiere.

Spencer zum Beispiel orientiert sich jetzt noch stärker an Herrn Pony und verfolgt ihn meist auf Schritt und Tritt. Zwar wird dieses Verhalten jetzt langsam wieder besser, er befreit sich ein Wenig und geht auch eigene Wege, was dann bedeutet, dass er von der kargen Ponyweide abhaut und die Welt erkunden will.

Gut, dass wir Menschen uns hier zu 100 % auf die Ponypolizei namens Shadow verlassen können, der sofort anfängt lauthals Sirene zu spielen. Das grelle Wiehern nach den Menschen der Umgebung ist selten zu überhören und lenkt mittlerweile alle Blicke sofort auf Umherschwenk-Modus, um zu scannen, wo sich der kleine Spencer-Clown gerade wieder befindet 😀

Shadow hingegen ist sehr ruhig und gibt sich noch etwas kontrollierter als sonst. Fast so, als wolle er immer alles im Blick und am Besten in geregelten Bahnen wissen. Dazu ist er enorm verspielt und lässt selten eine Gelegenheit aus, Spencer zu einer kleinen Kabbelei oder einem Sprint über die Weide zu animieren.

Mir gegenüber wirkt er fast anhänglich. Es scheint, als wolle er mir alles Recht machen und mich immer zufriedengestellt wissen. Lasse ich ihn beispielsweise auf die Grasweide und rufe ihn etwas später zu mir, wieder zurück in den Stall, hebt er meist sofort das Köpfchen und tribbelt los, als wär es absolut selbstverständlich, dass er so reagieren muss. Wer Pferde kennt, weiß, dass diese Reaktion so überhaupt nicht typisch ist, für ein Pferd im Frühling, wo gerade die ersten Gräser sprießen und die Gier darauf dem entsprechend groß ist.

Auch im Training ist er sehr konzentriert und bemüht, mich schnellst möglich zu verstehen und sein Bestes zu geben. Gerade deswegen wiederum, halte ich die Einheiten kurz. Wenn schon er nicht in der Lage ist, sich nicht zu überfordern, muss ich es als meine Aufgabe sehen, dies zu verhindern.

Viel Zeit verbringe ich im Moment damit, einfach bei den Ponys zu sein. In den letzten Wochen sitze ich also einfach auf deren Weide oder in ihrem Offenstallareal. Einfach nur bei ihnen sein, den beiden etwas Halt geben. So setze ich mich meist einfach in ihre Nähe und es dauert selten lang, dass sich beide zu mir gesellen und genüsslich weg dösen.

Gestern stand etwas Clickertraining mit einer Schülerin am Tagesplan. Shadow und ich bringen ihr also gemeinsam bei, wie sie das Clickertraining richtig anwendet, wie sie dabei ihren Körper kontrollieren und platzieren soll, wann der Click kommen muss, etc.

Oftmals lasse ich die beiden, also Shadow und seine Schülerin alleine werkeln, ohne Fehler keine gute Lehre (ist doch so? 😉 ). Meist „arbeite“ ich nebenbei mit Spencer und werfe den beiden hie und da einen Kommentar oder Tipp entgegen. Dabei war Shadow immer sehr auf seine Schülerin konzentriert und hat gut mit gearbeitet. Gestern war alles anders. Ich habe die beiden auf den Sandplatz begleitet, so ala direktem Unterricht.

Hier muss ich hinzufügen, dass ich in Shadows Gegenwart, bzw. wenn ich gemeinsam mit ihm etwas vor habe (Training, Spaziergang, Striegeln, etc), meinen Fokus immer sehr stark auf ihn richte. Einfach deshalb, weil er meine vollste Auferksamkeit verdient. Das hat was mit Respekt zu tun. Wenn man einem Menschen gegenüber sitzt und sich mit ihm unterhält, konzentriert man sich auch auf das Gegenüber und das Gespräch, oder? Alles Andere wäre unhöflich. Eben. Genau so ist es auch mit dem Pferd. Es verdient unsere Aufmerksamkeit, unsere Konzentration. Vielleicht sogar noch mehr, als ein Gesprächspartner, weil wir ja ebendies vom Pferd sowieso verlangen, hm?

Nunja, zurück zum gestrigen Training. Meine Konzentration also bei Shadow und seiner Schülerin. Ich gebe eine Übung vor, um die Körpersprache der Schülerin zu sehen und gegebenen Falls zu korrigieren. In meinen Gedanken eben diese Übung, die Schülerin gibt ein falsches Kommando, Shadow reagiert dem entsprechend. Im nächsten Moment aber, korrigiert er sich selbst und führt genau das aus, was ich eigentlich sehen wollte. Gut, dass meine Kinnlade festgewachsen ist, sonst wäre sie wohl ungebremst auf den Boden geknallt. Wie geht das denn? Nach der Bewegung der Schülerin hätte er eine ganz andere Bewegung zeigen müssen.

Dazu kommt, dass ich nicht in unmittelbarer Nähe stand, so dass er sich direkt hätte an mir orientieren können. Im weiteren Verlauf des Trainings, wanderte Shadows Konzentration immer wieder von seiner Schülerin ab, hin zu mir. Er tanzte quasi zwischen uns. Orientierte sich irgendwie an beiden, mal mehr an mir, mal mehr an ihr. Mein armer kleiner Kerl, völlig hin und her gerissen.

Diese Erfahrung, auch dass er sich so stark auf mich konzentriert, wenn ich in der Nähe bin, kenne ich natürlich. Allerdings nicht im Zusammenhang mit dem Clickertraining, sondern wenn ungeübte kleine Reiterleins sich auf seinem Rücken versuchten, einige Zeit her also, kommt ja niemand mehr rauf da 😀 Außer mir. Manchmal.

Im Clickertraining, war ich bisher zwar oft unterstützend dabei, dann aber wie erwähnt, immer mit Spencer im Schlepptau, auf welchem dann auch meine Hauptkonzentration lastet. Nun weiß ich ehrlich gesagt, nicht wirklich weiter. Ich möchte zwar die Schülerin unterstützen, auf keinen Fall aber den Herrn Pony aus dem Gleichgewicht bringen oder gar verwirren.

Spencer immer dabei haben, damit meine Konzentration „abgelenkt“ ist? Auch nicht ganz fair, dem Kleinen gegenüber, oder? An rosa Herzen denken, gedanklich unendliche Wälder abschreiten, während ich Tipps gebe bzw. „unterrichte“? Hm. Ich bin etwas verwirrt, ehrlich gesagt.

Dass die Verbindung zwischen Shadow und mir eine sehr starke ist, steht außer Frage. Ich schätze seine Freundschaft wie keine andere. Für Schüler ist er ein super Lehrer, nicht aber im Zusammenspiel mit mir. Bzw. natürlich schon, aber steht er dann hald in meinem Einfluss.

Gut, jetzt wirds wirr 😀 Also hör ich jetzt auf, meine Gedanken in die Finger zu übertragen, is wohl besser so!

Habt ihr ähnliche Erfahrungen? Wie geht ihr damit um? Bw. wie schützt ihr euer Pferd dann vor euch selbst und euren Gedanken?

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