Tash-Horseexperience
Training mit alternativen Ansätzen

Wie man die Welt verändert, ohne sie bereist zu haben

Heute muss ich euch eine Geschichte erzählen, die mich tatsächlich tief berührt hat. Manchmal hadere ich ja ein Wenig, wenn mir Gedanken kommen wie „Gibt es überhaupt einen Platz für mich in dieser Pferdewelt?“ oder „Wozu lerne ich das Alles, wenn doch alle weiter stur ihren Weg verfolgen?“. Wer hier regelmäßig liest, weiß, dass ich nicht nach einem Leitfaden arbeite, sondern versuche, mich individuell auf ein Pferd und seinen Menschen einzustellen und da anzugreifen, wo die Probleme für das Pferd liegen.

Das wiederum aber setzt voraus, dass der Pferdemensch an sich arbeiten möchte. Meist allerdings wird nur gewünscht, dass sich das Pferd in diesem oder jenen Verhalten verändern muss. Dass das ungewünschte Verhalten aber vom Menschen ausgelöst und gefördert wird, will niemand hören. Hier aber sind mir Grenzen gesetzt. Wenn der Mensch nicht will, werde ich niemals versuchen, ein Pferd zu ändern. Es gehören immer zwei dazu. Ein Pferd für den Menschen zum positiven verändern, ohne dass der Mensch es ihm gleich tut, fühlt sich an, als würde ich das Pferd anlügen. Etwas versprechen, das ich nicht halten kann. Das will ich nicht und werde ich nach Möglichkeit vermeiden.

Manchmal aber trifft man auf Menschen, die sich so sehr auf meine Arbeit einlassen, dass es eine richtige Freude ist. Kein Geld der Welt könnte mir so viel Freude bereiten, wie ein Mensch, der bereit ist, sich auf sein Tier einzulassen und dessen Leben zu verbessern und gemeinsam mit zu wachsen.

So habe ich seit einiger Zeit ein, nennen wir es Schülerlein. Zugegeben, mit viel Gefühl fürs Pferd ausgestattet und offen für Neues. Einmal hörte ich einen Satz „ich will ihn garnicht reiten, ich sehe ja, dass er keine Freude daran hat. Da arbeite ich lieber am Boden und mache ein paar Kuststücke, dann haben wir beide Spaß!“. Schön, oder? Andere bemerken die fehlende Freude des Kumpels gar nicht.

Nunja. Jetzt zur Geschichte. Besagtes Schülerlein war auf Klassenfahrt. Reiturlaub. Dort hatte sie eine junge Stute zur Verfügung, um welche sie sich die ganze Woche kümmerte. Allerdings hatte das Tier ein Manko. Man konnte es nicht auftrensen. Bzw konnte man schon, war das aber mit einem in der Box davon Rennen der Stute und einem Hinterherlaufen des Reiterleins verbunden. Die Frage des Reitlehrers „Willst du sie wirklich selber zäumen?“ verhieß also nichts Gutes.

„Und dann musste ich an dich denken!“ sagt das Schülerlein und guckt mich an.

Sie nahm also das Zaum, öffnete die Boxentür der Stute und setzte sich hin. Wartend, nichts erwartend „Ich wollte es probieren, klappt es nicht, ist auch nix verloren.“ Die Stute kam näher und senkte den Kopf. Aus der Stallgasse ertönt die Reitlehrer-Stimme „Was hast du vor?“ Das Schülerlein, ganz unbeirrt, krault die Stute am Kopf und lässt sie am Zaum schnuppern. Und dann ein Versuch, den Zügel über den Kopf zu streifen. Der Pferdekopf bleibt gesenkt. Das Tierchen scheinbar dankbar und verwirrt gleichzeitig, hält den Kopf unten und lässt sich aus der sitzenden Position des Schülerleins zäumen. Ganz ohne einen Schreckmoment, ganz ohne Stress. Der Reitlehrer stürmt aus dem Stall und holt seine Mutter, welcher er dieses unglaubliche Spektakel wohl unbedingt zeigen wollte und sagt zum Schülerlein „Toll, so werde ich das in Zukunft auch versuchen!“.

Was ist also hier passiert? Da ist ein Mensch, der nichts erwartet, aber dem Pferd eine Chance bietet und ihm Respekt zollt. Sich dabei selbst in den Hintergrund nimmt und nicht hadert, weil es ja auch hätte schief gehen können und vielleicht sogar Gelächter nach sich gezogen hätte.

Und genau da weiß ich wieder, dass sich meine Arbeit auszahlt, dass ich unbedingt weiter lernen will und dass es eben doch Menschen gibt, die Gelerntes weitertragen und damit Pferde-Leben verändern bzw. verbessern können.

So ändert man die Welt, ohne sie tatsächlich ganz bereist zu haben. Einfach etwas erwartungslos sein..

Pferdetraining

Und was lernen wir daraus? Geht euren Weg, genießt jeden Moment und hört auf euer Herz!  <3

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10 Comments

  • Reply
    Miri
    at

    Tolle Geschichte liebe Tanja! Wahrscheinlich hast du schon viel mehr bewirkt ohne je davon zu erfahren. Mach weiter so! 🙂

  • Reply
    Angelika Hutmacher
    at

    <3 <3 <3
    Als ich zur Vertragsunterschrift zum Verlag meines Buches geladen wurde, tönte es vom Geschäftsführer: „Es muss aber die Pferde verändern.. nicht zuviel über und für Menschen!! Sonst können wir das Buch nicht verkaufen!“
    Meine tolle Lektorin fand dann mit mir gute Lösungen, dass es für mich stimmig war, doch genug über den Reiter und seine Probleme/Lösungen drin vor kommt.

    So ging ich auch mit ein bisschen Herzklopfen auf die Equitana 2015. Ich hatte 20 Vorträge… Was würde mich da erwarten. In Realität geht es doch sehr häufig um den Besitzer!! Ich hatte Sorgen, dass die Menschen angenervt sein könnten!

    Ich war komplett überrascht. Die Welt hat sich DEUTLICH verändert. Unglaublich viele PferdeMenschen sind daran, SICH verändern zu wollen. Interesse, Fragen… Was muss ich tun.. Wie geht das??? Es gibt HOFFNUNG!!!

    Danke für den schönen Post 🙂

  • Reply
    Tash
    at

    Dabei gehts hier garnicht um mich, sondern um uns alle 🙂 wir sollten tun, was das Herz uns sagt und nicht das, wofür wir mit Sicherheit nicht belächelt werden <3

  • Reply
    Claudia
    at

    hi!
    Danke für die schöne Geschichte, dass macht mut. Mut sich mehr zu trauen. lg Claudia

  • Reply
    Tash
    at

    Richtig. Mut ist wohl das Zauberwort 🙂

  • Reply
    Petra Haubner
    at

    Und lächelt 🙂 mein Lieblingswort ;-)) Eine wunderschöne Geschichte, die zeigt, dass Du einen festen wichtigen und tollen Platz hast. Den Tanja-Platz und ich bin sehr froh, dass du ihn hast. Schön, dass Du in dieser Pferde(blogger)welt unterwegs bist!! Alles liebe und bis bald (juchuuu), sagt die Pferdeflüsterei

  • Reply
    Tash
    at

    Hach, du Süße <3 Mal sehen, wohin uns der Weg führt, gell! Ich freu mich schon so auf euch 😀

  • Reply
    Tash
    at

    <3

  • Reply
    Saskia
    at

    Hi Tash,

    eine wunderbare Geschichte! Schön, dass Du sie mit uns teilst und damit sicherlich noch mehr Menschen Mut gibst, ihren Weg zu gehen. Ich hatte am Sonntag so ein Erlebnis, dass vielleicht ein klein bisschen in diese Kategorie passt:

    Auf unserem Hof war ein Pärchen, dass sich die Pferde angeschaut hat und mit denen ich mich ein wenig unterhalten habe…ehmalige Pferdebesitzer waren das. Ich habe dann mein Pferd geholt, geputzt und wollte es satteln. Die Frau stand die ganze Zeit neben dran und hat mich beobachtet. Nicht urteilend, sondern neugierig. Ich zeige meinem Pferd immer alle Sachen bevor ich mit ihnen an ihn ran trete oder ihn damit berühre. So auch den Sattel. (Ich möchte ja auch nicht einfach einen Rucksack auf meinen Rücken bekommen ohne zu wissen was passiert. Ich weiß, in manchen Augen ist meine Herangehensweise lächerlich, aber egal.) Mein Pferd schaut sich auch immer alles ganz genau an. Ich habe gesehen, wie die Frau uns sehr genau beobachtet hat und gestaunt hat und auch wenn sie nichts gesagt hat, bin ich mir sicher, dass ich sie zum Nachdenken gebracht habe. Vielleicht hat sie nie wieder mit Pferden zu tun, wer weiß das schon, aber wenn ich in diesem kruzen Augenblick bei ihr schon ein Verständnis für meine Herangehensweise hervorgerufen habe, freue ich mich riesig!
    Viele liebe Grüße, Saskia von PferdeSpiegel

  • Reply
    Tash
    at

    Wie Claudia schon sagte… Mut braucht es. Mut, das zu machen, was sich richtig anfühlt. Egal, ob jemand daneben steht und ev. verurteilt. Grade im Umgang mit Herrn Pony wurde ich schon oft belächelt. Und keine Sorge, ich zeig dem auch immer alles 😀 Danke für deine Geschichte hier <3

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