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Pferdeverhalten, akzeptierst du dein Pferd
Bodenarbeit Fütterung Training mit alternativen Ansätzen

Akzeptierst du dein Pferd als das was es ist?

Wie gehst du auf ein Pferd zu, wenn du es neu kennen lernst? Versuchst du, es zu streicheln? Beobachtest du es eine Zeit lang in der Herde, bevor zu versuchst, dich ihm zu nähern? Hältst du ihm die Hand hin, oder fasst du ihm an den Kopf?

Wichtige Fragen, die für mich derzeit sehr präsent sind. Durch eine glückliche Fügung, habe ich derzeit die Chance, einige Pferde kennen zu lernen. Das schöne dran ist, dass sie alle ganz unterschiedlich sind und jedes für sich einen ganz eigenen Charakter hat, seine eigene Vorgeschichte erzählen kann.

 

Hallo Pferd! Ich weiß, wer du bist!

Zwei Stuten, sie stehen seit Jahren halbwegs unberührt auf einer Weide mit Unterstand, mit Wasser, Heu und Wiese. Als ich die beiden vor einiger Zeit das erste Mal sah, dachte ich „wie schön sie sind…“. Allerdings hatte ich mich, was die Eigenschaften und Eigenheiten betrifft, total verschätzt. Weil ich nicht gut genug hin gesehen hatte. Ich sah die Pferde, verpasste ihnen meinen Stempel und verließ die Weide wieder.

Mein erster Eindruck: Mutter und Tochter, die dunkle muss etwa 2 Jahre alt sein, Chefin ist definitiv die helle Stute. Sie sahen gesund aus, waren Menschen gegenüber neugierig und positiv eingestellt.

So trügt der erste Schein. Anstatt die beiden zu beobachten, um sie halbwegs richtig und fair einzuschätzen, stempelte ich sie mit meinem ersten Eindruck ab und legte den Akt zur Seite. Nun sollen die beiden hübschen Mädels ausgebildet werden und ich darf dabei sein.

 

Zeig mir, wer du wirklich bist!

In Wirklichkeit sind die Stuten älter als 8 Jahre und sollen wohl irgend wann mal sogar vor der Kutsche gelaufen sein. Seit Jahren aber stehen sie nun auf ihrer Weide und freuen sich des Lebens. Dieses Leben holt mich zurück in die Realität und zeigt mir wieder einmal, wie unabhängig von uns Pferde eigentlich sind. Gibt man ihnen, was sie brauchen, überleben sie. Ganz ohne einen Menschen, der sie reitet oder spazieren führt. Ernüchternd irgendwie, oder?

Gerade vor ein paar Tagen hatte ich ein Gespräch mit einer Bekannten. Sie will sich ein Pferd kaufen und erwähnt dann den Satz: „Ich möchte, dass es mich gern hat, es soll sich freuen, wenn ich komme. Ich möchte, dass es mir entgegen gewiehert, sobald es mich sieht!“

Das ist ein legitimer Wunsch. Wir Menschen sind abhängig von Zuneigung und Liebe. Ohne uns  wohlgesonnene Menschen und Tiere, fühlen wir uns wertlos und einsam. Auch ich war enttäuscht, als Shadow bei mir einzog und ich bemerkte, dass mich dieses Pony ja gar nicht gern hat. Traurig war ich, niedergeschlagen und ja, auch stellte ich mich als Mensch, als Person in Frage.

 

Sie brauchen uns nicht, kannst du das akzeptieren?

Wir dürfen unsere Tiere nicht mit uns Menschen vergleichen. Sie brauchen unsere Zuneigung nicht. Sie sind in gewisser Weise von uns abhängig, ja. Aber nur, weil wir sie in eine Abhängigkeit gezwungen haben. Hätten wir sie damals nicht eingefangen und gezähmt, sie würden immer noch herumstreifen, sich selbst versorgen, ohne auch nur einen Gedanken an uns Menschen zu verschwenden.

Das Wesen der Pferde ist eben immer noch wild und frei und orientiert sich an der Herde, nicht am Menschen. Wir sollten lernen, das zu akzeptieren. Kannst du das akzeptieren? Akzeptierst du dein Pferd als das was es ist? Wir müssen begreifen, dass unser Pferd in seinem Leben eine Herde, viel Platz, gutes, artgerechtes Futter, eine möglichst artgerechte Haltung benötigt und wir einen Teil des Unterhaltungsprogramms, als Unterbrechung des oft wenig reizvollen Alltags darstellen.

Auch ich nehme mich hier nicht aus. Meine Pferde haben Spaß mit mir, ja. Sie freuen sich über die Spaziergänge, die Spielereien, sogar über das Lernen von Neuem (wobei ich ehrlicher Weise, die Freude über das Anlegen des Halfters, derzeit eher dem überall saftig sprießendem Gras zusprechen sollte). Ich freue mich natürlich, dass sie sich über meine Anwesenheit freuen. Aber bin tatsächlich ich es, die diese Freude in ihnen auslöst? Oder vielleicht doch das, durch ihre Neugier und ihr Interesse an dem was kommen mag, angefachte Feuer? Vielleicht eine Mischung aus all dem.

 

Darf ich dich kennen lernen?

Zurück zu den zwei Stuten. Beide zeigen großes Interesse am Menschen, kommen freudig angetrottet, wenn sie Zweibeiner auf ihrer Weide entdecken. So auch vor zwei Tagen. Wir waren mit einem voll bestückten Putzköfferchen angerückt und wollten einfach mal sehen, was passiert, wie die beiden auf uns und unsere Utensilien reagieren.

Striegel sollten die Stuten kennen. Die Hellbraune platzierte sich sofort neben uns und rührte sich keinen Millimeter mehr, so sehr genoss sie die Ganzkörpermassage. Unser großer Vorteil derzeit ist natürlich das sich lösende Winterfell. Das juckt und kratzt, da ist jede Schubberleistung herzlich willkommen. Ganz anders die zweite Stute. Sie ist misstrauisch und möchte lieber nicht angefasst werden. Zwar kommt sie neugierig zu uns, findet es auch ganz interessant, was wir mit ihrer Freundin machen, sie selbst aber findet unser Vorhaben eigenartig.

 

Diese drei Eigenschaften sollten wir immer dabei haben:

Ruhe, Zeit und Geduld!

Wir drängen uns ihr also nicht weiter auf, sondern lassen sie in Ruhe beobachten. Wenn sie so weit ist, versuchen wir es wieder. Zu einem späteren Zeitpunkt. Die wichtigsten Utensilien, die man zu Pferden bringen sollte, sind Geduld und Zeit. Mit übereiltem Handeln, unbedachten Bewegungen wird man nichts erreichen. Ausser vielleicht noch etwas mehr Misstrauen. Ruhe ist wohl auch noch ein wichtiger Punkt. Lärmen und hektische Bewegungen, schaffen Vorsicht und Alarmbereitschaft in den Tieren.

Also widmeten wir uns der Hellbraunen und ließen die Dunkle erst mal beobachten. Nach einer Weile wandert sie ein Stück weg von uns. Zu einem Holzpfosten. Sie dreht den Hintern, drückt ihn an diesen Pfosten und will sich kratzen. Ich wanderte ihr hinterher, mit dem Gedanken im Kopf, dass ich die Funktion des Kratzbalkens übernehmen könnte, wenn sie mich lässt. Sie kommt einen Schritt auf mich zu, ich gehe ruhig zu ihrer Hinterhand und beginne vorsichtig zu kraulen. Die Stute guckt etwas verdutzt, mein Tun aber tut zu gut, als dass sie sich abwenden möchte. Man sieht der Stute an, dass sie die befremdliche Berührung irgendwie mag, sich aber noch nicht traut, es zu genießen. Ich kratze weiter, versuche, ob ich auch anderswo am Pferdekörper kratzen darf. Ich darf. Die Stute wird ruhiger und erkennt, dass ich ihr nichts Böses will, sondern ihr gut tue. Nach ein paar Minuten darf ich mit dem Striegel an ihr Fell. Auch jetzt bleibt sie ruhig stehen und lässt sich fallen.

 

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Die erste Lektion ist also gelernt: Striegeln tut gut, Menschen sind nicht immer mit Vorsicht zu genießen. Am nächsten Tag kamen uns beide Stuten brummelnd entgegen, als wir auf ihrer Weide erschienen.

 

Fütterungstipp:

Mein Pony bekommt gerade zur Unterstützung Kräuter für den Stoffwechsel. Hier lasse ich mich von Herdis Hiller der Krauterie.de** beraten. Diesen Shop kann ich dir wärmstens empfehlen. Gerade dann, wenn du dir nicht sicher bist, ob und was an Kräutern du zufüttern solltest, wirst du bestens beraten und bekommst Kräuter in Topp-Qualität!

Du siehst, ich versuche, zu verstehen

Was den Rang der beiden betrifft, hatte ich mich mit meinem ersten Eindruck auch mächtig geirrt. Die treibende Kraft ist meist die dunkle, vorsichtige Stute. Wenn sie läuft, läuft die Helle nach, die Helle wird von der Dunklen getrieben. So hatte die Dunkle ihre Freundin auch von uns weg geholt, als sie der Meinung war, es würde jetzt reichen.

Das bringt uns zurück an den Anfang. Unsere Pferde brauchen uns nicht. Sie brauchen sich und ihre Herde. Menschen sind eine nette Abwechslung, mehr aber oft nicht. Meine Beiden bekommen immer etwas Heu, wenn ich sie von der Weide hole. Das alleine könnte der Grund sein, warum sie jeden Tag freudig heran galoppieren, wenn sie mich sehen und ich den Weidezaun öffne.

 

Akzeptierst du dein Pferd als das was es ist?

Wir sollten uns glücklich schätzen, dass wir unser Leben mit Pferden verbringen dürfen, dass sie uns in ihrer Welt willkommen heissen. Niemals sollten wir erwarten, oder die Meinung vertreten, dass sie es sind, die sich glücklich schätzen sollten, dass wir in ihrem Leben sind. Unsere Pferde haben sich das nicht ausgesucht. Wir haben für sie entschieden. Was sie fühlen, können wir nicht beeinflussen. Stattdessen sollten wir sie als das akzeptieren und für das respektieren, was sie sind.

Und immer dran denken: Wenn wir in den Stall fahren, sollten wir Ruhe, Zeit und Geduld einpacken!

 

Lesetipp:

Pferdekochbuch, Kräuter für Pferde, Kräuterwissen

 

**An dieser Stelle vielen Dank an die Krauterie, für die Unterstützung dieses Beitrags!

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