Tash-Horseexperience
Clickertraining, Clickern, Vertrauen, Harmonie
Clickertraining

Wie uns das Clickern verändert hat

Heute kommt hier eine (mittlerweile) liebe Freundin hier zu Wort. Pat und Pie habe ich via Internet kennen gelernt. Inzwischen besuchen und bereichern wir uns regelmäßig, ob nun per Mail, Chat oder in persönlichen Treffen. Heute erzählt euch Pat, wie sie zum Clickern kam und was es in ihr verändert hat: 

 

„Den hätte ich mir niemals gekauft, der kann ja gar nix!“ Ich glaube, das war einer der ersten Sätze, die ich über mein Herzenspony Pie gesagt habe. Damals, im Herbst 2008, als unsere Welt noch schwarz und weiß war. Ich, FN ausgebildete‘ Möchte-gern‘-Reiterin nach über 5 Jahren Reitpause – Er, Freizeit-Pony mit großem Herz und viel Schabernak im Kopf. Pie trat total unerwartet und von jetzt auf gleich, als Pony meiner Tante in mein Leben und stellte dieses seit dem gründlich auf den Kopf. Zugegen, damals hatten wir nicht so wirklich einen Draht zu einander.

Seine Bezugsperson war meine Tante und ich einfach nur die Kleine, die immer kommt und mit ihm ins Gelände zockelt. Ich hab ihn nicht verstanden, fand ihn Dickköpfig und störrisch, brav ja, aber halt nicht meins. Kein perfekt „dressiertes“ Dressur-/ Spring-Pferd, das auf Zügel aufnehmen und kleinste Paraden reagiert. Und ich glaube, heute zu wissen, dass Pie einfach irgendwann aufgegeben hat, mit mir kommunizieren zu wollen – ich hab ihn ja sowieso nicht verstanden und es auch nicht wirklich versucht. So dümpelten wir dahin… Tag ein Tag aus… Jahr um Jahr. Mal mehr motiviert, mal weniger.

 

Clickern, Clickertraining, Pie & Santos

Foto: Pat

Und dann kam diese Zeit in der alles Kopf stand

Winter/Frühjahr 2011/2012 – Ich trennte mich von meinem damaligen (menschlichen) Partner & meine Tante sich kurze Zeit später von ihrem und von Pie. Was ein Drama. So sehr mir dieses störrische Eselchen auch manchmal auf den Geist ging – ein Leben OHNE ihn – unvorstellbar!!  Eine Lösung musste her, denn würde Pie umziehen müssen, müsste Santos (sein Offenstallkumpel) ja auch ausziehen… GING GAR NICHT! So trafen meine Freundin Sabrina (Santos Besitzerin) und ich die Abmachung, dass sie Pie vorerst übernahm und ich ihr, so gut ich konnte, mit den Ponies helfen würde. Beste Entscheidung EVER, denn ab jetzt wurde alles anders! Und ein knappes Jahr später war Pie endlich MEINS.

 

Was hat das ganze denn nun mit dem Clickertraining zu tun? 

Das will ich Euch gerne verraten! Pie war nun also MEIN Pferd – mein wahr gewordener Klein-Mädchen Traum auf 4 Beinen. Ich konnte endlich selbst entscheiden, wie, was, wann mit ihm gemacht wurde und begann umzudenken, zu verstehen und zu lesen. Viel zu lesen. Überwiegend im WWW.

Auch löcherte ich Freunde mit Fragen, die schon länger Pferde hatten, denn es musste doch noch was anderes geben als ‚nur‘ durchs Gelände zu wackeln und mich von Herrn Pony rum schubsen zu lassen?! So kam es, dass wir (Sabrina, ich & die Jungs) begannen, nach NHS-Grundsätzen zu trainieren. Coole Sache – mit der Erkenntnis – nicht das Pony ist das Problem, sondern ICH *seufz*. Das war für mich wirklich eine harte, aber seeehr, sehr lehrreiche Zeit (An dieser Stelle schnell ein Herzliches Dankeschön an unseren NHS-Trainer Rolf Schönswetter, der uns/mir mit viel Geduld und Wissen die Augen geöffnet hat.).

Buchtipp*:

 

Und dann war da der Wunsch nach mehr Motivation

Tja nur wäre Herr Pony ja nicht Herr Pony, wenn das Ganze nicht auch einen Haken hätte. So klasse das Natural Horsemanship Training auch war, denn es brachte ja wirklich einen ganz großen Umschwung in unserer Beziehung, so stießen wir doch an unsere Grenzen. Ich hatte in der Zwischenzeit gelernt, mein Pony besser zu verstehen, auf ihn zu achten, seine Stimmung einzuschätzen und er zeigte mir deutlich, dass ihm die Sache mit der negativen Verstärkung nicht wirklich behagte. Kam zu viel Druck von meiner Seite, schaltete er auf stur und blockte ab. Er machte mit, ja aber das war mehr so auf die Art: ‚Wenn‘s denn sein muss, okeee.‘ Bestes Beispiel hierfür: Rückwärts gehen. Mit Müh und Not bekam ich einen Schritt von ihm. Ende. Das kann‘s doch nicht sein, dacht ich mir. Jetzt waren wir schon so weit gekommen, das musste doch auch anders gehen?!!!

 

Joa, geht!

Also wieder lesen, stöbern,  Facebooken. Da stieß ich auf die liebe Tanja und ihren Blog. Frei & ungezwungen mit den Ponies über den Platz hüpfend; Zirkuslektionen zeigend und mit so viel Pferdeverstand & Texten, die mir immer aus der Seele sprachen, hat sie mich absolut überzeugt. Auch habe ich viel auf Ann-Christins Blog Ponyliebe.com gestöbert und nachgelesen. Ich begann, mich ernsthaft mit der positiven Verstärkung und dem Clickern zu beschäftigen.

Joa und wie ich halt nun mal so bin, erst viel zu viel denken und dann doch einfach machen 😀 hab ich das Ganze eines schönen Tages, im März 2015, einfach ausprobiert. Clicker, Möhrchen-Scheiben, Pony & los.

Buchtipp:

 

Niemals hätte ich gedacht, dass das so gut funktioniert! 

Mein störrisches, dickköpfiges Eselchen, das man immer um alles doppelt und dreifach bitten musste, bzw. überreden musste, hatte innerhalb von 10 min kapiert, worum es hier ging. „Click = Keks,  ABER nur wenn ich höflich mein Kopf zur Seite dreh. Betteln is nicht!“ Genial. Ich war begeistert und Herr Pony auch! Auf diese Art und Weise erarbeiteten wir uns letztes Frühjahr das Rückwärts gehen! Ein paar Monate, unzählige Mails, Nachrichten, ein paar Rückschritte und einen LIVE-Besuch von Tanja später, marschierte Pie höchst motiviert, freudig brummeln und OHNE alles neben mir eine halbe Bahn rückwärts. Ebenso natürlich vorwärts *hihi*.

 

Leckerchen-Tipp*:

Und genauso erarbeiteten wir uns seit dem Vorhand kreuzen, Stop & Go, Hinterhand kreuzen, ein Target mit der Nase berühren und diesem Folgen, so wie einfach alles irgendwie – grad aktuell beschäftigen wir uns viel mit der Akademischen Reitkunst und der Arbeit am Kappzaum, sprich: Vorwärts gehen in Biegung & Stellung, Krupp herein/ Schulter herein usw. Was soll ich sagen – es läuft! 😀

Jeden noch so kleinen Ansatz/Schritt in die richtige Richtung mit dem Clicker zu bestätigen, Herrn Pony damit zu bestätigen, hat uns soviel Freude und Spaß ins Training gebracht, dass dieses unscheinbare Ding aus unserem Alltag nicht mehr weg zu denken ist.

 

Wie hat uns nun das Clickern verändert? 

Ganz einfach: Wir sind gewachsen – mit einander, zu einander! Mein stures aber doch braves, stets nur seinem Kumpel nachzoggelndes, Pony wurde durch die positive Verstärkung zu einer offenen, sich selbst einbringenden Pony-Persönlichkeit (von meinen Freundinnen liebevoll `Herr Professor` genannt). Er ist motiviert und begeistert bei der Sache. Er kommt FREIWILLIG, ohne Halfter oder ähnlichem, mit mir auf den Platz gewandert um zu zeigen was er tolles kann. Mittlerweile bestätigt er eine gute Leistung von sich sogar immer selbst ,mit einem tiefen brummeln *haha*, das ist so herzig! Er sucht selbst nach Lösungen, wenn er meine Aufgabenstellung nicht gleich versteht und bietet mir Alternativen an.

 

Er ist einfach er selbst!

Er kommuniziert wieder mit mir, zeigt mir was cool ist und was nicht, was ihn gruselt UND er zeigt mir sehr deutlich, wenn ich mich mal wieder zum Horst mache oder es übertreibe – dann geht er nämlich einfach weg.

 

Ich hingegen habe gelernt:

  • zu zu hören, hin zu sehen – zu verstehen!
  • Mich selbst zurück zu nehmen und mich in Geduld zu üben (wobei mir das gelegentlich noch schwer fällt).
  • Nicht mehr nur wild zu gestikulieren und laut zu werden, sondern mit meinem Körper zu sprechen und mir selbst zu vertrauen!
Clickertraining, Clickern

Foto: Tamara Stegmaier

Wir sind bei weitem nicht perfekt – was allerdings auch überhaupt nicht unser Ziel ist – aber wir sind auf dem besten Weg, nach all den Jahren, endlich ein Team zu werden, das auf einander achtet, sich versteht und gerne Zeit miteinander verbringt.

Für uns flutscht das mit der Clickerei und bei Euch?!

Dickes Bussi und Liebe Grüße Pat & Pie <3

 

Wenn ihr mehr von Pat & Pie lesen wollt, bzw. sogar deren Weg verfolgen, könnt ihr das auf deren FB-Seite tun. Ich kann versprechen, die Geschichten sind nie langweilig! 😀

You Might Also Like...

1 Comment

  • Reply
    Larissa
    at

    Liebe Tanja,

    was für eine toller Beitrag und klasse Erfolgsgeschichte! Das Clickern ist viel mehr als nur „Leckerchenstopfen“. Es ist eine gut erprobte und bewährte Methode, um so ziemlich alles beibringen zu können. Dass sich die Pferdewelt damit so schwer tut, verstehe ich nicht. Bei sooo vielen anderen Tieren funktioniert es und ist gängige Praxis, nur beim Pferd gibt es heiße Diskussionen über das Thema.
    Mich persönlich hat das Clickern auch am Anfang viel mehr mit meiner Stute zusammengeschweißt. Ich habe ihr darüber tatsächlich erst ein Druckverständnis beigebracht und dann nach und nach mehr Kommandos verbunden, bevor es den Click gab. Mittlerweile nutze ich ein Stimmsignal, aber die Methodik dahinter ist immer noch die gleiche 🙂

    LG
    Larissa

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

%d Bloggern gefällt das: