Tash-Horseexperience
Pferdehaltung

Über Vertrauen und Mitverantwortung

Jen Prugg

Als Therapeut erlebt man ja so einiges, wenn man durch die Ställe fährt. Nun gut, jeder weiß eigentlich, dass die Spezies der Pferdebesitzer ohnehin eine ganz Eigene ist. Aber dennoch gibt es unter den Eigenen noch Eigenere 🙂

Mir ganz persönlich sind eigentlich die Kunden am liebsten, die ich schon seit Jahren kenne und die aufgrund ihrer Erfahrungen und Erfolgserlebnisse mit mir einfach gänzlich unkompliziert sind. Anruf, Termin ausgemacht, keiner da – gut kein Problem, ich arbeite einfach allein und schreibe anschließend meinen Bericht. Die dort aufgeführten Hausaufgaben werden postwendend erledigt, die Medikamente brav bestellt, und das Geld ist 3 Tage später auf meinem Konto – perfekt!
Dann gibt es die Spezies, die überhaupt gar niemandem vertraut, ganz egal wie gut man sich kennt. Auch gut, die sind dann wenigstens zur vereinbarten Zeit am vereinbarten Ort, haben meist ihr Heiligtum schon aus dem Watteanzug gewickelt,
es auf Hochglanz gebracht und aufgewärmt. Manchmal sind sie ein wenig anstrengend wenn sie einfach nicht verstehen, dass ich dafür plädiere, dass sich das Heiligtum mal ordentlich im Schlamm wälzen darf und einen Urlaub an der frischen Luft verordne. Aber meist geben sie sich zähneknirschend geschlagen….
Und dann gibt es die Gattung der „geht mich nix an“-Pferdebesitzer. Und DAS sind die Schwierigen. Hocherfolgreich, nicht selten berühmt und unantastbar – egal was das Tier hat, sie sind auf keinen Fall schuld!  Letzte Woche wurde zu mir gesagt „mach mit ihm was du willst, du bist seine letzte Chance“.  Als ich dann über die Behandlung, Problemursachen und Ergebnisse sprechen wollte hieß es: „Ich will das gar nicht wissen. Mach du den heile, und gut ist!“
Tja – soooo einfach ist es dann aber auch nicht. Jeder Besitzer hat eine Mitverantwortung was die körperliche und seelische Verfassung seines Tieres betrifft. Eine ganzheitliche Behandlung endet nicht damit, dass der Therapeut den Stall verlässt, sie bedeutet IMMER auch, dass der Besitzer Hausaufgaben bekommt, Dinge verändert, und langfristig bereit ist, den körperlichen und seelischen Zustand des Tieres zu verbessern. Gerade in Fällen, wo das Tier emotionale Blockaden anzeigt, die mit der täglichen Arbeit zu tun haben, ist es wichtig, dass der Besitzer bereit ist den Alltag seines Pferdes anders zu strukturieren. Es genügt nicht allein die Bereitschaft das Pferd behandeln zu lassen, sondern es ist immer zwingend notwendig, sich auch mit dem Ergebnis dieser Behandlung aus einander zu setzen – egal wie unangenehm es sein mag. Wir alle machen Fehler, aber nur diejenigen die bereit sind an sich zu arbeiten, gelangen langfristig an ihr Ziel!

 

Es gibt nur einen Fehler – im Fehler zu verharren.
© Dr. Fritz P. Rinnhofer (*1939),

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1 Comment

  • Reply
    Sebastian
    at

    Von einem „das Pferd soll reitbereit im Stall stehen wenn ich ausreiten will, genau wie ein Auto in der Garage“-Besitzer würde ich eigentlich erwarten, dass er/sie jemanden dafür bezahlt, sich täglich um das Statussymbol zu kümmern.
    Aber wir sind wieder bei dem Thema Verantwortungsbewusstsein: Ein Internetführerschein (ohne den die Netzbenutzung nicht erlaubt ist) wäre für so einige Leute eine sehr gute Idee. Ein Pferdeführerschein (der nichts mit der Reitberechtigung/-fähigkeit zu tun hat) anscheinend auch.

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